The Wages of Fear (2024) – ein Remake des Grauens
Ich will, dass es aufhört. Das waren zum einen die Worte, die mir während diesem langweiligen Produkt stetig im Kopf umherschwirrten und zum anderen trifft dies auch auf meine Einstellung zu, Meisterwerke des Kinos in einfachen, ideenlosen Produkten neu aufzulegen.
Nach Henri-Georges Clouzots adrenalingeladenen Werk ist die filmische Adaption von Georges Arnauds Roman genauso riskanter Stoff wie das Nitroglycerin, das die Hauptfiguren in dem Film zu berüchtigtem Ölfeld transportieren müssen. Denn wie könnte man je ein Werk kreieren, welches in Sachen Spannung in der selben Liga spielt wie das Original? William Fiedkins „Sorcerer“ verlegt die Handlung daher in ein anderes Setting und schafft es so, genügend Alleinstellungsmerkmale zu schaffen, um nicht ständig mit dem Original verglichen werden zu müssen (allein die Brückensequenz rechtfertigt dieses Remake eigentlich schon).
Die dritte Verfilmung des Romans versucht so auch etwas neues – wobei „neu“ dabei vermutlich der falsche Begriff ist, denn alles einfach generischer und uninteressanter zu gestalten lässt sich schwer mit diesem Wort gleichsetzen. Eine Sache an der neuen Verfilmung „The Wages of Fear“ hat mich wirklich beeindruckt: es ist nämlich schwer, aus einem derart spannenden Konzept ein so langweiliges Werk zu schaffen.
Der Film macht quasi alles falsch, was die beiden Vorgänger so richtig gemacht haben. Angefangen bei generischen Figuren, deren Konstellation nicht uninteressanter sein könnte. Kein Schauspieler kann wahrhaftig überzeugen, was aber vor allem negativ auffällt ist, wie die Charaktere klar in schwarz und weiß eingeteilt werden. Das Interessante am Original war, dass alle Figuren quasi unterschiedliche Grautöne abbildeten. Es gab keine klaren Helden, alle waren vom Geld angetrieben, aus welchen Gründen auch immer. In der Neuverfilmung muss man das Ganze natürlich massentauglich machen und so reicht es nicht, ein Szenario aufzubauen, in dem der einzige Ausweg der Unterschicht es ist, für eine Belohnung ein unendlich großes Risiko einzugehen, während die Oberschicht dieses Risiko nicht tragen muss. Stattdessen ist das Ölfeld rein zufällig direkt neben einer Siedlung und so überschattet die bloße Heldentat jegliche Motive der Figuren.
Die Charaktere sind dadurch äußerst facettenlos und so fällt dem Film nichts besseres ein, als immer wieder konstruierte Settings einzubauen, um die Handlung irgendwie voranzutreiben. Natürlich ist der Hauptcharakter der einzige Fahrer, der diesen Job annehmen will (was im Original wesentlich intelligenter gelöst ist), natürlich ist sein Bruder Bombenexperte und natürlich ist seine Freundin die Einzige, die die Strecke gut genug kennt.
Was aber den Untergang von „The Wages of Fear“ endgültig besiegelt ist, dass die Macher keine Ahnung von Spannungsaufbau haben, was in einem Konzept, das allein von der Spannung lebt, ähnlich schwerwiegende Konsequenzen hat wie mit einem Lastwagen durch ein Minenfeld zu fahren. Das Einzige was Regisseur Julien Leclercq einfällt ist es, immer und immer wieder auf das wackelnde Nitroglycerin zu schneiden. Dies ist aber eben wenig effektiv, wenn man die Angst der Protagonisten nie zu Gesicht bekommt. Selbst während Schießereien (!) scheinen sie sich nicht um das Nitroglycerin zu scheren.
Genau diese Schießereien wirken zudem wie ein letzter, uninspirierter Versuch, auch nur irgendetwas aus dem Konzept zu machen, was aber alles nur noch generischer erscheinen lässt. Die Stärke des Originals war es, dass die Figuren in einem stetigen Konflikt mit der Umwelt standen. Die holprige Straße oder eine Brücke waren das Hindernis, nicht irgendwelche Terroristen. Und das scheinen die Macher hier komplett zu vernachlässigen.
Was soll man also abschließend zu einem derartigen Desaster sagen? Während es Clouzot und Friedkin mit Bravour gemeistert haben, den hochexplosiven Stoff sicher ins Ziel zu fahren (auch wenn dies nicht unbedingt allen Figuren gelingt), zerfällt Leclerqs Werk schon auf halber Strecke in tausend Teile – auch ganz ohne Nitroglycerin.
Punkte: 2/10