Civil War (2024) – leider nicht schrecklich genug
„Civil War“ ist wie ein Road-Movie durch die Schrecken des Krieges. Er besitzt sogar die gleiche Figurenkonstellation wie die meisten Road-Movies: den Großvater (der alternde Reporter Sammy), die Tochter (die unerfahrene Kriegsfotografin Jessie), die Mutter (die bekannte und erfahrene Kriegsfotografin Lee) und der Vater (der hitzköpfige Reporter Joel). Diese Vierertruppe versucht zum Präsidenten nach Wachington durchzustoßen, während in den USA ein fataler Bürgerkrieg herrscht.
Ich schätze „Civil War“ für das, was er versucht zu sein, nicht aber unbedingt für das, was er letztendlich ist. Das größte Problem des Films liegt schon in der Ausgangslage: „Civil War“ hätte ein Horrorfilm sein müssen, ist aber ein Thriller – und dazu noch ein ziemlich konventioneller. Wenn man versucht die Schrecken des Krieges zu behandeln, wie die Motive in einem Konflikt egal werden und es nur noch ums Überleben geht, dann muss der Film dies auch inszenatorisch widerspiegeln. „Civil War“ ist aber eben ein simpler Thriller: er ist klimatisch strukuriert wie einer und auch der Szenenaufbau gleicht diesem Genre. Alex Garland lässt dem Zuschauer viel zu viele Ruhephasen, in denen man sich von den Ereignissen erholen kann. Nicht ein einziges Mal sieht man zivile Opfer, die ungewollt in diesen Konflikt hineingeraten. Nie wird der Film zu dem Alptraum, der der Krieg eigentlich ist.
Dies ist besonders hinderlich, wenn man die zweite Thematik berücksichtigt, die „Civil War“ versucht zu behandeln: er kritisiert die Kommerzialisierung und Vermarktung des Krieges, in dem dieser zu einfachen Money-Shots verkommt. Er kritisiert den Zuschauer selbst, der den Krieg als Adrenalinschub missbraucht. Stattdessen versucht er anhand der Fotografen aufzuzeigen, wie wichtig es ist den Krieg zu dokumentieren und die Schrecken wahrhaftig aufzuzeigen. Nur ist „Civil War“ dies eben selbst nie. Er schlägt nie über die Stränge und bleibt so ein Thriller, den man gut und gerne nochmal gucken könnte – was bei keinem guten Antikriegsfilm der Fall ist.
Inszenatorisch ist „Civil War“ natürlich sehenswert und Garland weiß durchaus Spannung aufzubauen. Wenn aber das Publikum weiter genüsslich Popcorn essen – und Witze reißen kann, dann weiß man, dass der Film ungewollt genau zu dem geworden ist, was er eigentlich kritisieren wollte: ein bloßes Werk der Unterhaltung, das den Krieg eben nicht im nötigen Schrecken einfängt. Die Kritik ist so nie effektiv und es gibt keinen Aspekt, den nicht andere Filme schon besser umgesetzt hätten. Dann sollte man sich doch lieber „Come and See“ anschauen, denn dort ist der Krieg tatsächlich ein Alptraum, aus dem es kein Erwachen gibt.
Punkte: 5/10