The Fall Guy (2024) – freier Fall durch die Stuntwelt
„The Fall Guy“ ist kein totaler Reinfall, aber auch kein wirklicher Höhenflug. Der Film ist mehr ein Fall für sich: eine Mischung aus tollen Konzepten und unausgereiften Umsetzungen.
Ich finde die Idee einer Liebeserklärung an Stuntmänner, unter der Regie von David Leitch, einem ehemaligen Stunt-Man, fantastisch und durch die Verbindung die Leitch zu dieser Profession hat, schafft er es durchaus diese Leidenschaft Nahe zu bringen. Auch dass im Mittelpunkt die Liebesbeziehung einer angehenden Regisseurin (Emily Blunt) und eben einem zurückkehrenden Stunt-Man (Ryan Gosling) steht, macht in Hinblick auf Leitchs Werdegang Sinn. Hier steht die Symbiose dieser beiden Aspekte im Vordergrund. Nur spürt man das leider nicht immer.
Ich habe zwei massive Probleme mit „The Fall Guy“. Über das erste könnte ich noch hinwegsehen: Die Handlung ist dermaßen drüber und vorhersehbar, dass sie eigentlich totaler Belanglosigkeit gleicht. Auch hier mag ich das Konzept. Leitch spielt mit zwei filmischen Dimensionen: zum einen dem Film, den Regisseurin Jody im Film dreht (ein Sci-Fi Epos a la „Dune“ meets Cowboys) und der „Realität“, in der es Stunt-Man Colt mit waschechten Gangstern zutun bekommt. Leitch stellt so auf einer Art Metadimension das Handwerk des Stuntmannes direkt, anhand eines Filmdrehs dar und die Kooperation aus Kamera, Regie und Gefahr, die dieses Handwerk auszeichnet. Zum anderen gerät Colt eben immer wieder in wahre brenzlige Situationen, in denen er sein Können praktisch umsetzen kann. Allerdings springt die Handlung zu sehr zwischen mehreren unfokussierten Aspekten und die Geschichte in der „Realität“ ist mir persönlich wirklich zu abstrus, um als Gegenpol für den Filmdreh zu fungieren.
Das größte Problem von „The Fall Guy“ ist aber wohl, dass das Stunt-Handwerk für eine Liebeserklärung an genau dieses optisch zu selten im Vordergrund steht. Im Abspann sieht man zwar, dass sie all die halsbrecherischen Dinge wahrhaftig umgesetzt haben, Leitch setzt sie aber nie wirklich im Szene. In brachialen Kämpfen, tiefen Fällen und weiten Sprüngen schneidet Leitch immer wieder um, anstatt mit einem Take direkten Fokus auf dieses atemberaubende Spektakel zu legen. Und so hat man nie den Eindruck, dass das alles wirkliche Stunts waren.
Um die Coolness der Profession aufzuzeigen schafft Leitch so zwar einen geeigneten Rahmen, es hätte aber wirklich so viel besser funktioniert, wenn er größeren Fokus auf die eigentlichen Stunts gelegt hätte. Ich bewundere Leitchs Ambition und unterhaltsam ist „The Fall Guy“ definitiv, so ganz konnte der Film mich aber nicht überzeugen. Dennoch hilft ein derartiger Main-Stream Film vielleicht, Zuschauern die Wertschätzung der eigentlichen Kollaboration, die der Film letztendlich ist, näher zu bringen – und allein dafür bin ich „The Fall Guy“ dankbar.
Punkte: 6/10