Watching You (2024) – „who watches the watchers?“
Ehrlich gesagt hatte ich vor Klaus Sterns Dokumentarfilm „Watching You“ noch nie von Palantir, Alex Karp und deren Analyse von Daten gehört. Und ehrlich gesagt weiß ich nach Sterns Dokumentarfilm auch nicht viel mehr, außer dass die Firma existiert.
Es ist eigentlich schon ironisch eine Firma, die darauf spezialisiert ist Daten zusammenzutragen, um möglichst viele Informationen über die Bevölkerung (bzw. mögliche Terroristen usw.) herauszufiltern, „Palantir“ zu nennen. Klar, die „Herr der Ringe“ Referenz einer Kristallkugel, die alles sieht, macht durchaus Sinn, nur ist sie, nimmt man allein Tolkiens Hauptwerke als Referenz, eben alles andere als positiv befleckt. Denn bei jeder Nutzung sieht das böse Auge Saurons einen genauso großen Teil vom Nutzer wie der Nutzer vielleicht von Sauron selbst sieht. Und dieses böse Auge, was man genauso gut „Big Brother“ nennen könnte, ist ironischerweise eine Gefahr, die sich in der Realität bei Palantir selbst erblicken lässt. Als monopolhafte Firma im Informationsverarbeitungsmarkt gibt es keine Alternative und so stellt sich unweigerlich die Frage, was hinter den Kulissen dieser mysteriösen Firma vor sich geht.
Die Frage ist: „who watches the watchers?“ und das versucht „Watching You“ zu ergründen. Leider scheitert der Film aber an der immensen Aufgabe, eine derartig schattenhafte Firma zu dekonstruieren. Immer wieder hält sich Stern mit belanglosen Passagen von Ex-Mitarbeitern oder ehemaligen Vertrauten des CEOs Alex Karp auf, die meist eher wenig zum Gesamtbild beizutragen haben. Abgesehen davon, dass „Watching You“ äußerst wirr strukturiert ist, folgt er auch thematisch keinen klaren Aspekten und so verkommt der Film zu einer reinen Ansammlung von Ansätzen, die nie weiter ausgeführt werden. Ich kann mir vorstellen wie schwer es sein muss in eine Firma Einblick zu erlangen, die derartig abweisend auf Außenkontakt reagiert, aber selbst die interessanten moralischen Fragen, die mit Palantir und der damit einhergehenden Überwachung zusammenhängen, kratzt der Film nur oberflächlich an.
Am meisten wird mir wohl im Gedächtnis bleiben, wie sehr sich Palantir versucht jeder Überwachung zu entziehen, während sie versuchen die Welt vollständig zu überwachen. Dieses Paradoxon schafft „Watching You“ noch am besten einzufangen und gleicht so mehr einer besorgniserregenden Bestandsaufnahme, als einer wirklich tiefgreifenden Dokumentation.
Ich bin dem Film durchaus dafür dankbar, mich auf Palantir aufmerksam gemacht zu haben, viel mehr bleibt aber leider nicht. Es gibt eben viel zu viele offene Fragen rund um die Persona Alex Karp, wie er überhaupt zu Palantir gekommen ist und wie Palantir arbeitet. „Watching You“ scheitert daran, wahrhaftigen Einblick in eine Firma zu bieten, die vermutlich wahrhaftigen Einblick in unser Leben hat.
Punkte: 4/10