Bad Boys: Ride or Die (2024) – besser als gedacht, schlecher als erhofft
Die „Bad Boys“ Reihe ging in ihrer jahrzehntelangen Laufzeit schon durch verschiedenste Lebensphasen. Fühlten sich die beiden ersten Teile noch wie schießwütige Teenager an, denen alles egal ist, geriet die Reihe mit „Bad Boys For Life“, aufgrund des „Verlusts“ von Michael Bay, in eine Art Midlife Crisis. Tatsächlich schafft es aber „Bad Boys: Ride or Die“ wieder besser sich auf die Stärken der Filme zu konzentrieren. Diese mögen auch nicht mehr sein als eine gute Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern und einige lustige Dialoge, meine Erwartungen waren durch den letzten Teil allerdings derartig im Keller, dass ich durchaus Spaß hatte.
Versteht mich nicht falsch, „Bad Boys: Ride or Die“ könnte nicht weiter von hoher (Action-)Kunst entfernt sein, er schafft es aber durchaus auf plumpe Weise zu unterhalten, denn: er lernt aus den Fehlern des letzten Desasters. Der Fokus liegt hier fast ausschließlich auf der Beziehung zwischen Mike und Marcus und das hat früher genauso gut funktioniert wie es heute tut. Die Beiden sind charismatisch und sind ähnlich gegensätzlich, sowie verbunden wie die Wechselwirkung zwischen Yin und Yang. Martin Lawrence lustige- und Will Smiths trockene Art überdecken auf angenehme Weise die Dummheit, die in den restlichen Bestandteilen des Films lauert.
Durch „Bad Boys“ und „Bad Boys II“ hatte ich mich daran gewöhnt, dass die Story unheimlich over the top ist, während durch „Bad Boys for Life“ eine generische Komponente hinzukam. Aber „Bad Boys: Ride or Die“ mixt beides zu einem sehr wirren Cocktail zusammen. Einerseits erinnert das zusammenführen und auseinanderreißen von Familien nun noch mehr an die plumpe Art der „The Fast and the Furious“ Reihe, andererseits kommt Marcus aber nun durch eine Nahtoterfahrung mit spirituellen Ansätzen daher, die man zwar anfangs als simplen Gag schlucken kann, sich aber schnell in eine völlig abstruse Richtung entwickeln. Da wurde sicherlich ein schielendes Auge auf „Black Panther“ geworfen, was so gar nicht passt. Auch Koherenz und Struktur fehlt hier völlig, der „die Jäger werden zu Gejagden“ Aspekt beispielsweise spielt eigentlich kaum eine Rolle, genauso wenig wie Figurenentwicklungen, die immer nur für eine einzige Szene relevant sind.
Mit der Action versuchen sich Adil El Arbi und Billal Fallah definitiv an Michael Bay selbst zu inspirieren, was natürlich zur Reihe passt. Über die niedere Grenzschwelle von wirrem Geballer und folgenlosen Explosionen schafft es „Bad Boys: Ride or Die“ selten hinauszuschlagen, erst im Finale gibt es einige gelungene Ansätze. Die Kämpfe sind in ihrer Übersicht eher Mittelmäßig, meist kann man sich zwar denken wer wo steht und wo wer hinschießt, nur selten bekommt die Kamera aber mehr zutun als von einem Schützen zum nächsten zu schneiden.
Für Fans der Reihe ist „Bad Boys: Ride or Die“ definitiv genau das Richtige. Ich bin froh, dass die Reihe aufgehört hat, sinnlos Frauen zu sexualisieren und Marcus mehr zutun bekommt als ständig Angst zu haben und in Ecken zu kotzen, für mich war die Reihe aber schon seit dem ersten Teil auserzählt. Es werden sich neue Konflikte ausgedacht, neue Twists aufgebaut, die ich schon am Anfang des Films vorhersehen kann und neue Drogendealer umgeschossen, die generischer nicht sein könnten. Macht das irgendwo Spaß? Ja. Ist das irgendwie der gleiche Film wie schon „Bad Boys“, „Bad Boys II“ und „Bad Boys: For Life“? Ja. Macht das „Bad Boys: For Life“ zu einem guten Film? Nicht wirklich.
Punkte: 5/10