The Brood (1979) – eine Thearpie mit ungeahnten Nebenwirkungen
Cronenbergs Faszination des psychischen Verfalls, dargestellt anhand äußerer Veränderungen und Mutationen, findet in „The Brood“ wohl seine deutlichste Wechselwirkung. Der Film ist fast wie eine Blaupause für Cronenbergs Herangehensweise, die hier durch eine Psychotherapie ihr Grauen entfaltet.
In „The Brood“ manifestieren sich nämlich die Folgen einer etwas außer Kontrolle geratenen Therapie in der Realität: Franks Frau Nola ist Teil einer etwas unkonventionellen Therapie. Sie verbleibt im Haus ihres Therapeuten, während Frank zusammen mit ihrer gemeinsamen Tocher Candice lebt. Allerdings wird Nolas Mutter auf mysteriöse Weise ermordet und das ist längst nicht das Ende des auseifernden Schreckens, mit dem Nolas Familie konfrontiert wird.
Was „The Brood“ so interessant macht ist wie er die Folgen von Nolas Therapie metaphorisch veranschaulicht. Der Hass auf ihre Mutter und ihren Vater, den sie tief unter der Haut vergraben hatte wird durch die Therapie im wahrsten Sinne an die Oberfläche befördert – denn er hat nicht nur Auswirkungen auf Nola selbst, sondern auf ihr gesamtes Umfeld. „The Brood“ ist nur nie so komplex wie ein derartiger Film sein müsste. Er reduziert sich auf die Überflutung von Hass, der auf einen Schlag freigesetzt wird und so Nola zwangsweise überfordert, anstatt tiefer zu graben – und das sollte in einem Konzept, welches sich vor allem mit der menschlichen Psyche befasst, selbstverständlich sein. Cronenberg findet durchaus potente Momente, die ein generationenübergreifendes Traumata illustrieren, verfällt aber letztendlich in ein eher simples Slasher-Konzept, das die prägnanten Themen eben nur ankratzt.
Visuell arbeitet Cronenberg umgewohnterweise mit grellen und vielseitigen Farben, die den nahenden Schrecken kontrastieren. Der Horror liegt hier eben nicht in der Umgebung, sondern ist unter der Fassade verborgen und so unterstützt das farbenfrohe Design das Setting sehr ansehnlich.
Punkte: 6/10
Schauspielerisch kann vor allem Samantha Eggar überzeugen, deren psychischer Verfall zu jedem Zeitpunkt glaubwürdig erscheint. Art Hindie in der Hauptrolle bleibt eher blass, spielt aber in einem geeigneten Rahmen.
Ich habe von Cronenberg in einem derartigen Konzept ehrlich gesagt mehr erwartet. Er schafft es in Filmen wie „Videodrome“ eigentlich auf äußerst intelligente und facettenreiche Weise Metaphern und Symbole zu schaffen, hier beschränkt er sich auf ein einziges, was dem komplexen Konzept eher hinderlich ist. „The Brood“ scheitert letztendlich in dem Aspekt, der den Film vermeintlich ausmacht: die Folgen einer Therapie wahrhaftig zu illustrieren und wie eine psychische Kartharsis für die Figuren und den Zuschauer zu fungieren. „The Brood“ bleibt im eher kleingeistigen Rahmen, während er versucht den größten aller Geister einzufangen: den menschlichem Verstand.