Deadpool & Wolverine (2024) – leider nicht der erhoffte Neustart
Das MCU ist der größte Witz. Seit „Avengers: Endgame“ (der, wer es noch nicht gemerkt hat, „END“ im Titel trägt) befindet sich das einst so gefeierte Marvel Cinematic Universe auf einer Abwärtsspirale ins Nowhere (oder Knowhere?). Generische Charaktere jagen das nächste CGI-Desaster, was könnte man also anderes tun, als sich darüber lustig zu machen? Vielleicht ist es deswegen genau der richtige Zeitpunkt für Deadpool in das MCU einzutreten und auf das MCU einzutreten, denn wenn der Söldner mit der großen Klappe eines kann dann Witze auf Kosten anderer zu machen. Nachdem ich „Deadpool & Wolverine“ aber gesehen habe denke ich, dass es vielleicht auch der völlig falsche Schritt war. Denn der Film übernimmt alle Schwächen, die die letzten MCU-Produkte so unerträglich gemacht hat.
Ich fragte mich schon vor dem Release wie das Comeback von Hugh Jackman den Abschluss in ehren halten will, den „Logan“ für seine Figur schuf. Ich hätte mir es denken können, aber der Film tut es in keinster Weise. Deadpool schändet in der ersten Minute des Films im wahrhaftigen Sinne sein Grab und macht sich natürlich über das MCU, über „Logan“ und über alles andere, das im entferntesten mit Marvel zutun hat, lustig. Diese Anfangsseqzenz fängt aber sehr gut die größte Schwäche ein, die „Deadpool & Wolverine“ trotz seiner gewitzten Art nur zu einem weiteren Produkt in einer langen Reihe von Produkten macht: während er sich über alle Fehler der Vergangenheit lustig macht, wiederholt er selbst besagte Fehler.
Klar, Deadpool spricht diese in seinem eigenen Film an und bricht öfter die vierte Wand als dass er Genitalwitze reißt, nur weil man Probleme aber anspricht radiert man sie noch lange nicht aus.
Auf filmischer Ebene ist „Deadpool & Wolverine“ nämlich leider eine absolute Katastrophe. Am Standard der letzten MCU-Produkte gemessen mag das alles überdurchschnittlich sein, das sollte aber keinem Maßstab gleichkommen. Geschichtliche Struktur ist genauso absent wie tiefgreifende Charakterentwicklungen, die man nicht von Minute eins vorhersehen könnte, das CGI sieht mal wieder unterirdisch aus und die Bad-Guys sind mal wieder generischer als generisch. Stattdessen folgt ein Cameo-Auftritt auf den nächsten und eine Referenz erstickt in einer anderen, um irgendwie von all dem abzulenken, was hier eigentlich schief läuft. Hinzu kommen Expositionsdialoge des Grauens, die oft lächerlicher wirken als jeder Gag, den Deadpool reißt.
„Deadpool & Wolverine“ mag sich auf einer Meta-Ebene über den Zustand von Marvel lustig machen, folgt aber den genau gleichen anticineastischen Grässlichkeiten. Das Alleinstellungsmerkmal des Films bleibt die Brutalität und die Witze unter der Gürtellinie, wenn das aber alles ist, was Deadpool zu bieten hat, dann sind wir wirklich an einem sehr tiefen Punkt angelangt. Das Ziel seines Charakters sollte es sein frischen Wind in die Segel dieses eingeschlafenen Genres zu bringen, im Kern nutzt er aber dasselbe abgestandene Fahrwasser. Hier fehlt jegliche Innovation, jeglicher neuer Ansatz und jegliche Mühen eine Fallhöhe zu kreieren, die über die ideenlose Unendlichkeit des Multiversums hinausreicht.
Selbst die Action schwankt in ihrer Übersicht von unterirdisch bis mittelmäßig, während die „kennst du noch den?“ Karte im Minutentakt gespielt wird, nur leider ohne Gambits kinetische Energie.
Anstatt einen Film zu schaffen ist „Deadpool & Wolverine“ ein Sammelsurium an Popkulturellen Referenzen. Das hat seine Highlights und kann teilweise durch seine Gags überzeugen, dennoch verliert sich die Handlung zum einen in generischen, uninteressanten Story-Beats und zum anderen in denselben Witzchen, die schon die ersten beiden Teile auf Dauer einseitig gemacht haben. Dem MCU hilft jetzt nur noch der Infinity Gauntlet, denn wieder und wieder schaffen es Kevin Feige und Co. keine Geschichte zu kreieren, die mehr Gewicht hat als eine Plastikhantel.
Punkte: 5/10