Mars Express (2023) – endlich ein kreativer Sci-Fi Film
Die Frage des Science-Fiction Genres, die bereits öfter gestellt wurde als dass Aliens die Erde angegriffen haben ist wohl: Was bedeutet es ein Mensch zu sein? Es begann schon in der Stummfilmzeit mit „Metropolis“, dessen fortschrittliche Welt eng mit dem Rückschritt des Individuums verknüpft ist und wurde durch Werke wie „Blade Runner“, „A.I.“ oder „Ghost in the Shell“ fortgesetzt. Interessanterweise befassen sich diese Filme, trotz ihrer technologisierten Oberfläche, mehr mit dem was darunter liegt – oder eher gesagt genau deswegen. Wahrscheinlich ist die Frage nach Menschlichkeit in diesen Welten so präsent, weil die Welt selbst nichts mehr von ihr beinhaltet. Grundsätzlich ist es durch diese Ambivalenz genau die richtige Ausgangslage, um besagte Frage zu stellen, dennoch macht sie dieses Genre, das vor allem von Ideenreichtum lebt, auch in gewisser Weise einseitig. Es gab schon so viele Werke mit dieser Thematik, dass es kitschig erscheint, sie nochmal aufzurollen. Und darunter hat Jérémie Périns „Mars Express“ zu leiden.
Denn seine Story borgt sich auf eher banale Weise Elemente von Sci-Fi Klassikern, vor allem eben „Ghost in the Shell“, wie ein Roboter, der lediglich aus bereits gebrauchten Teilen besteht. Es ist kein gutes Zeichen, wenn sich ein Werk, das die Zukunft selbst behandelt, mehr wie ein Deja-Vu anfühlt, weil es so sehr auf die Elemente setzt, die die alten Klassiker ausgezeichnet haben. Eine simple Detective-Story, die versucht komplex zu wirken, gepaart mit nichtssagenden Ansätzen zum Thema Menschlichkeit sind leider nicht die neuen Ansätze, die dieses zukunftsorientierte Genre braucht.
Es gibt allerdings ein ganz großes aber, das diese Odyssee dann doch noch vom gewohnten Umfeld in den Weltraum befördert – denn wie anfangs erwähnt lebt der Science-Fiction von Ideenreichtum. Dieser mag nicht in der Kernhandlung vorzufinden sein, diese rückt aber auf angenehme Weise in den Hintergrund, sodass „Mars Express“ sich vollends auf das World-Building konzentrieren kann – und dieses ist mehr als nur kreativ. Es gibt so viele Ansätze, die dazu führen, dass man diese Welt schier atmen kann, auch wenn es auf dem Mars keinen Sauerstoff gibt, so viele neue Ideen, die diesen Film dann doch noch zu einem einzigartigen Vertreter seines Genres machen.
Diesen Ideen verleiht „Mars Express“ durch seine gelungenen Animationen Ausdruck, die von lebhaft bis leer schwanken, dadurch aber das Spannungsfeld zwischen Utopie und Distopie sehr ansehnlich illustrieren.
„Mars Express“ mag thematisch nichts Neues beitragen, im Grunde hält der Titel aber genau das, was er verspricht: eine Reise auf den Mars, in der ich mich vollends verlieren konnte. Nicht wegen der eigentlichen Geschichte, sondern aufgrund der intelligenten Details, die diese Welt dann doch lebendiger machen als die leblose Oberfläche, die man aufgrund all der Technologie vermuten könnte.
Punkte: 7/10