Kingdom of the Planet of the Apes (2024) – gleichzeitig ein neuer Weg nach vorne und ein Schritt zurück
„Apes. Together. Strong.“ Caesars Worte hallen immer noch in den Ohren des Filmpublikums nach. Sie sind der eigentliche Höhepunkt der „Planet of the Apes“ Trilogie und so ist es kein Wunder, dass selbst das Spin-Off „Kingdom of the Planet of the Apes“ fundamental auf diesen Worten fußt.
300 Jahre nach Caesars prophethaften Tod sind die Affen klar die dominante Spezies geworden. Es gibt verschiedene Stämme, im Mittelpunkt der Handlung steht Noa; ein junger Affe, dessen Stamm vom tyrannischen Herrscher Proximus unterjocht wurde. Und das Fundament von Proximus Denkweise bildet Caesars Philosophie, die genau wie er selbst zu großen Teilen in Vergessenheit gerat, auch wenn Proximus sie völlig falsch auslegt.
Und genauso wie Caesar der Vergangenheit angehört, sein Vermächtnis aber dennoch die Gegenwart bedingt, so ist „Kingdom of the Planet of the Apes“ ein neues Setting, das aber stets dem Fundament der Vergangenheit treu bleibt.
Was vor allem neu ist, ist die Welt in der wir uns befinden – oder vielmehr ihr Zustand. Städte verlieren im Verlauf der Natur ihren urbanen Charakter, generell kehrt dieses Land in einen natürlicheren Zustand zurück, unter dessen Oberfläche aber immer noch die Wunden der Vergangenheit, in Form von menschlichen Schöpfungen, zu sehen sind. Das verleiht „Kingdom of the Planet of the Apes“ einen ansehnlich distopischen Look, den man aber gleichermaßen auch als utopisch auslegen kann.
Noa und seine Mitstreiter entdecken diese Welt wie einen fremden Planeten und das verleiht dem gesamten Setting ein gewisses Maß an Wunder. Das World-Building ist so ohne Frage mehr als nur gelungen, eben auch weil die Computereffekte an die der vorangegangenen Trilogie anknüpfen können. Das Motion-Capture sieht hier ebenso großartig aus und auch die verlassene Welt wirkt größtenteils sehr real und nah.
Während unsere Protagonisten diese Welt bestaunen und erkunden funktioniert der Film äußerst gut, die Probleme beginnen sich erst in der zweiten Hälfte wirklich bemerkbar zu machen. Wenn Noa schließlich auf Proximus trifft, beginnt „Kingdom of the Planet of the Apes“ langsam aber stetig auseinander zu fallen. Nicht weil Proximus als Antagonist nicht funktionieren würde, sondern weil erst ab diesem Zeitpunkt wahrhaftig auffällt, wie präsent Caesar in dieser Welt doch eigentlich ist. Natürlich ist Proximus Auslegung und Ausnutzung von Caesars Denkweisen interessant, es geht aber mehr darum, wie präsent die Steine noch immer sind, die die Trilogie so erfolgreich gelegt hat.
Denn Proximus und Noa spiegeln im Kern denselben Konflikt, den man schon zwischen Caesar und Koba bestaunen durfte. Trotz des angepassten Settings und dieser frischen Welt dreht sich „Kingdom of the Planet of the Apes“ so eben doch nur wie ein Zirkel im Kreis, während es anfangs so aussah, als wolle er einen völlig neuen Weg gehen. Das ist gleichermaßen für das Franchise, als auch für die Zivilisation der Affen, die sich so nur geringfügig weiterentwickelt, nicht das Richtige.
„Kingdom of the Planet of the Apes“ etabliert ein interessantes Setting, in der Caesar mehr zu einer Legende wird, deren Existenz sogar von mehreren Affen angezweifelt wird. Das wäre faszinierend, wenn der Film von dieser Ausgangslage weiter voranschreiten würde, letztendlich spiegeln die Macher aber mehr Proximus selbst: sie verlassen sich auf den Rahmen, den die Vergangenheit konzipiert hat und nutzen ihn, um etwas zu finden, das an größere Zeiten erinnert.
Punkte: 6/10