Invention for Destruction (1958) – visuell beeindruckend, geschichtlich eintönig
Manchmal ist der einzige Weg nach vorne der Blick zurück und das verkörpern Karel Zemans hochinnovative Filme, die aber gleichzeitig auf dem Stil alter Stummfilmmeister wie Georges Méliès basieren, mit jedem Bild. In einer Zeit, in der trostlose Computereffekte die Leinwände der Kinos heimsuchen, wirken Zemans Filme gleichzeitig wie ein nostalgischer Blick in die Vergangenheit und ein kreativer Blick in eine Zukunft, die in dieser Weise nie existieren wird.
Seine Flugerzeugnisse und Unterwasserboote erinnern stets an Jules Verne und füllen seine Filme mit dem Leben, das heutzutage so oft im Kino fehlt. Er kombiniert Animation mit Realfilm, um das zu erweitern, was Méliès mit seinen handgefertigten Sets schon zur Anfangszeit des Kinos erreichte (und Wes Anderson oder Terry Gilliam in abgeänderter Form fortsetzten): eine Welt voller Magie zu kreieren und mithilfe von Magie eine ganze Welt zu kreieren (zumindest sind die Effekte mit Magie gleichzusetzen).
„Invention for Destruction“ (oder „The Fabolous World of Jules Verne“) folgt zu großen Teilen derselben atemberaubenden Kombination aus Animation und echten Darstellern, aus visionären Fortbewegungsmittlen, die mehr einer Alternativwelt als der Zukunft oder Vergangenheit entspringen. Es gibt zahlreiche faszinierende Set-Pieces, die aufgrund ihres realitätsfernen Charakters auch heute noch fantastisch funktionieren.
Im Gegensatz zu Zemans später erschienenen „The Fabulous Baron Munchausen“, fehlt „Invention for Destruction“ allerdings eine fundamentale Zutat: Farbe – und das ist im direkten und symbolischen Sinne gemeint. Zum einen ist der Film eben in schwarz-weiß und das passt nicht wirklich zu Zemans Stil. Seine Welt ist stilistisch so kunterbunt, dass es kontraintuitiv erscheint, sie von jeglicher Farbe beraubt zu sehen. Zum anderen macht „The Fabulous Baron Munchausen“ gleichermaßen seine gewitzte Art aus, die hier ebenso fehlt. Es gibt nur wenige Gags, wahrscheinlich auch weil die Thematik hier deutlich ernster und weniger verspielt ist – aber das raubt dieser ausufernden Welt einen Teil ihres Charakters, macht sie eben etwas farbloser.
Wie der Titel suggeriert ist „Invention for Destruction“ ein Film über das Erschaffen von Zerstörung. Ein Wissenschaftler versucht Wunder zu kreieren und gibt damit, ohne es zu wollen, Piraten ein vernichtendes Werkzeug. Das lässt sich auf Einsteins indirektes Beiwerk zur Atombombe und generell das moderne Zeitgeschehen, das vom Missbrauch der Wissenschaft geprägt ist, beziehen.
„Invention for Destruction“ kann nicht ganz an den Charme von „The Fabulous Baron Munchausen“ heranreichen, was aber in keinster Weise bedeutet, dass seine Kreativität nicht die der meisten modernen Blockbuster übertreffen würde. Es gibt so viele Sets und Szenarien zu bestaunen, dass man glatt vergessen kann wie eintönig die Grundhandlung doch eigentlich ist.
Punkte: 7/10