Adaptation. (2002) – ein Einblick in das Kopieren
In einem Film geht es nicht unbedingt darum die Realität abzubilden, sondern aus Elementen der Realität eine neue Realität zu schaffen. Schon „Pierrot Le Fou“ hat sich mit dieser Thematik auseinandergesetzt. In „Adaption“ wird aber die Schwierigkeit dargestellt, ein bereits existierendes Werk zu adaptieren, also eine neue Realität aus einer bereits zweckentfremdeten Realität zu schaffen. Der Film behandelt Kaufmans eigene Schreibblockade, die er bei dem Versuch hatte das Buch „The Orchid Thief“ in ein Drehbuch zu verwandeln. Dass Kaufman ein brillianter Drehbuchautor ist, ist vermutlich nichts neues, auch hier stellt er sein können atemberaubend unter Beweis. Strukturell erinnert der Film an andere Werke Kaufmans wie „Synecdoche, New York“: er vermischt wieder Fiktion und Realität. Während in anderen seiner Werke aber die Realität des Films mit der Fiktion der Charaktere kollidiert, fallen hier eher die Realität im klassischen Sinne und die Realität des Films ineinander. Noch mehr als in seinen anderen Filmen behandelt Kaufman hier sich selbst und seine eigenen Krisen – wie üblich für Kaufman ist dies mit der Weisheit eines alten Mannes und der imaginativen Kreativität eines kleinen Kindes erzählt. Wenn der Film eines besonders gut zeigt dann wohl, dass Regeln und Normen nur existieren, weil schonmal etwas ähnliches gedacht wurde – etwas unnormales, nicht den Regeln entsprechendes kann so etwas gänzlich neues sein. Wer kann sein Werk besser verstehen als der Künstler? Sicherlich nicht die, die zuvor kamen und auf deren Grundlage die Regeln etabliert wurden. Wie Kaufmans im Film existierender Bruder Donald so schön sagt: „You are what you love, not what loves you“. Das Leben, die Kunst, die Natur: alles verändert und entwickelt sich wie die Orchidee, aus dem Buch, deren Besonderheiten und Geist Kaufman ursprünglich in seiner Adaption (wie im Buch) einfangen wollte. Auch wenn nicht im klassischen Sinne ist ihm dies doch gelungen: wie die Orchidee fortbesteht, sich aber anpasst und entwickelt, hat Kaufman das Buch nach seinen Maßstäben angepasst und entwickelt. So hat er, besser als jede klassische Adaption es gekonnt hätte, den wahren Geist der Blume doch eingefangen.
Punkte: 9/10