Eyes Without a Face (1960) – sehen und gesehen werden
1960, Regie: Georges Franju
Die Fähigkeit die Welt zu sehen ist für das Individuum genau so wichtig, wie gesehen zu werden – was also wenn man kein Gesicht hat, um gesehen zu werden? Dies trifft auf Cristiane zu, die nach einem Autounfall entstellt ist und eine Maske trägt. Ihr Vater hält ihr Aussehen vor der Welt geheim und versucht die Gesichtshaut von entführten Studentinnen auf seine Tochter zu transferieren. „Eyes Without a Face“ bietet so eine hochinteressante Prämisse, die die kurze Laufzeit durchaus tragen kann. Das Konzept bietet eigentlich viel psychologische Tiefe, leider sind die Charaktere etwas unausgereift, vor allem Christiane selbst ist kaum eine dreidimensionale Figur, wodurch man nicht vollends mit ihr mitfühlen kann. Die praktischen Effekte sind aber dafür wahnsinnig effektiv und funktionieren immernoch sehr gut. Das interessanteste an „Eyes Without a Face“ ist wohl wie Christiane erkennen muss, dass nicht ihr entstelltes Gesicht der Grund dafür ist dass sie nicht gesehen wird, sondern ihr Vater, der sie einsperrt und ihr Gesicht nicht akzeptieren kann. Gesehen zu werden heißt nicht visuell erkannt zu werden, sondern verstanden zu werden. Die Oberfläche in Form des Gesichts ist nur die Schrift, die durch die Emotionen gezeichnet wird, wenn man wahrhaftig verstanden wird, genügt es aber zwischen den Zeilen zu lesen.
Punkte: 7/10