Maxxxine (2024) – „Hollywood is a Killer“
Hollywood ist als Subjekt schon vielen Filmen zum Opfer gefallen. Es gibt zahlreiche Kritiken dieses Systems, das dem Show und Schein, weniger wohl als übel, auch abseits der Leinwand gerecht wird. So auch „Maxxxine“, der als Dritter Teil (folgend auf „X“ und „Pearl“) Ti Wests Horrortrilogie abschließt. Wieder mit Mia Goth in der Hauptrolle und wieder als Maxine, die nun den Aufstieg von Porno- zu Filmstar vollbringt.
Schon mit „X“ und „Pearl“ hat man gemerkt, dass Ti Wests Stil auf Homagen und Referenzen fußt, die nun in „Maxxxine“ komplett überhand nehmen. Neben zahlreichen Hitchcock Verweisen von „Psycho“ bis „North by Northwest“ lassen sich hier auch Klassiker wie „Chinatown“ wiederfinden. Auch wenn dieser Stil wohl einem zweischneidigen Schwert (oder Messer) gleicht, da man immer auch an große Werke erinnert wird, die „Maxxxine“ in seiner zusammengeflickten Geschichte überschatten, muss man dem Film zugestehen, dass die zahllosen Referenzen noch einem anderen Zweck dienen als der bloßen Erinnerung an bessere Werke.
Es passt zum einen perfekt in den mehr als nur gelungenen Retro-Look des Films, der in seinen körnigen Bildern und stilvoller Kameraarbeit diese vergangene Zeitperiode perfekt auf die Leinwand befördert. Zum anderen fügen sich all die Verweise, diese Kopien von Kopien, in das Hollywood ein, das Ti West mit „Maxxxine“ zeichnet. In seiner gesamten Aufmache lässt sich der Film wohl am ehesten mit Peter Bogdanovichs „Targets“ vergleichen (der mit „Once Upon a Time in Hollywood“ ironischerweise selbst schon eine Kopie im neuen Gewand erhalten hat), da er eine ähnliche Kollision von Fiktion und Realität verfolgt. In beiden Filmen wird ein Horrorfilmstar vom Horror der Realität heimgesucht – nur dass es in „Targets“ mit Boris Karloff ein alternder, längst vergessener Star ist und in „Maxxxine“ ein Star, der noch nicht vergessen werden kann. Denn Maxine ist eben noch kein Star, es geht mehr um ihren Weg, der eher mit Leichen als mit Steinen gepflastert ist.
„Maxxxine“ porträtiert ein Hollywood, in dem der Horror der Realität nicht wie in „Targets“ den Horror der Fiktion in den Schatten stellt, sondern vielmehr mit diesem kollabiert und kollidiert. Wie die Tagline schon andeutet: „Hollywood is a Killer“, denn in seiner Murder-Mystery ist es irrelevant wer die ganzen Morde begeht – es ist eigentlich das System, an dem die Opfer zugrunde gehen. Es ist das System, das genauso sehr auf die alte erzählerische Formel wie auf schöne Blondinen setzt.
Selbst die bekannte, angeblich geniale, Regisseurin Elizabeth, in deren Werk Maxine ihr Debüt feiern soll, recycelt eigentlich nur alte Ideen, wodurch sie sinnbildlich, ob gewollt oder ungewollt, zum Stand-In für Ti West selbst wird, der sich in endlosen Referenzen verliert. So sehr, dass „Maxxxine“ zu einer sehr wirren, ungeordneten Seherfahrung wird.
Man merkt dem Film an vielen Stellen seine eigentliche erzählerische Unsicherheit an, die in den Momenten vernichtend sichtbar wird, in denen sich ironischerweise die Realität selbst entfaltet. Die Murder-Mystery und alles was diese umgibt, schafft es nämlich selten wahrhaftig Spannung aufzubauen, teilweise auch weil West eben nichts Neues zu erzählen hat. Der gesamte Film ist sehr wirr geschnitten, wodurch Szenenbilder teilweise seltsam wechseln und „Maxxxine“ keine tonale Stringenz findet. Vor allem am Ende driftet der Film dann in gänzliche Abstrusität ab, die als Pay-Off kaum funktioniert.
Nimmt man die Kritikpunkte als solches, so ist das Fazit eigentlich vernichtend, es gibt allerdings ein großes aber: fängt „Maxxxine“ nicht genau dadurch die Essenz Hollywoods perfekt ein? Ist nicht die überdeutliche Inszenierung, die fast schon Rückschlüsse auf eine Meta-Ebene offen lassen, genau das, was das System so verkommen werden lassen? Ist es nicht das fassadenhafte, das nichts Neues zu bieten hat, das, was Hollywood so grässlich macht?
„Maxxxine“ ist letztendlich genau das, was der Film kritisieren will – und das gilt im guten wie im schlechten Sinne. Von zuvor erwähnter Regisseurin Elizabeth Bender wird im Film an einer Stelle die Illusion der Häusersets angesprochen: sie wirken wie reale Häuser, sind aber eigentlich gänzlich leer. Das trifft zum einen als Metapher auf Hollywood zu, zum anderen lässt sich so aber auch „Maxxxine“ selbst beschreiben. Es ist eben ein Teil der Kritik, dass Hollywood hier kein Produzent, sondern nur Reproduzent ist, gleichzeitig muss man aber auch sagen, dass „Maxxxine“ so letztendlich genau zu dieser Fassade wird, unter der nicht viel lauert. Diese Bipolarität macht den Film interessant, raubt ihm aber auch die Identität, die Ti West nur durch Abstrusität schafft aufrecht zu erhalten – und das reicht einfach nicht, denn während „Maxxxine“ Probleme versucht aufzuzeigen wird der Film gleichzeitig selbst das Problem.
Punkte: 6/10