Childs Play (1988) – Kinderkram
„Childs Play“ startet mit einer Verfolgungsjagd. Ein Verbrecher flieht vor der Polizei, sein Partner lässt ihn im Stich. Er wird angeschossen, sein letzter Ausweg ist ein Spielzeugladen. Er ist dem Tode geweiht, doch kurz bevor er stirbt, nimmt er eine Puppe und führt ein okkultes Ritual durch: er transferiert seinen Geist in besagte Puppe, Chucky ist geboren. Und spätestens ab diesem Punkt habe ich mich gefragt: soll „Childs Play“ eigentlich ein Horrorfilm oder eine Komödie sein? Die Wahrheit ist, ich weiß es noch immer nicht.
Was ich aber weiß ist, dass der Film tonal nie einen geeigneten Fokus findet. Passagen, die spannend sein sollen wirken eher lachhaft, vor allem weil „Childs Play“ seine eigene Mythologie schon von Anfang an gänzlich offenlegt. Habe ich Angst vor einer 30 Zentimeter großen Puppe, die besser mit Schimpfwörtern als mit Mordutensilien umgehen kann und von der ich weiß wie abstrus sie lebendig wurde? Nicht wirklich. Tatsächlich würde der Film ohne die ersten Minuten so viel besser funktionieren, eben weil er dann die Ungewissheit aufbauen könnte, die diesem Konzept ein gewisses Maß an Spannung verleihen würde. Das könnte dem Film auf ähnliche Weise Leben einhauchen wie seiner ikonischen Puppe, nie hat man aber wahrhaftig das Gefühl, dass Regisseur Tom Holland weiß, was er aus diesem Konzept machen soll. Er kreiert einige spannende Einzelpassagen, verfehlt aber diese Spannung auf die Atmosphäre selbst zu übertragen.
Dadurch, dass der Zuschauer von Anfang an weiß, wer und was Chucky ist, verliert das Konzept an nahezu allem, was es besonders machen könnte, auch weil die Charaktere, deren Bezug und Ausarbeitung das einzige hätte sein können, was ein Gefühl der Spannung oder der Involviertheit erzeugt, wandelnde Schablonen sind, die ironischerweise teilweise lebloser wirken als die Mörderpuppe selbst.
Inszenatorisch gibt sich Holland alle Mühe den Film irgendwie zu retten, auch wenn er zu großen Teilen mit seinen Pov-Shots nur „Halloween“ kopiert. Er verleiht diesen aber durch die Perspektive der Puppe ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. Generell sind einzelne Set-Pieces gelungen in Szene gesetzt, viele charakterfokussierte Passagen ziehen sich aber durch die fehlende Tiefe immens.
Man kann in das Konzept eine unterschwellige Kritik an dem kapitalistischen Markt mit Kinderzielgruppe und der Manipulation zur Kaufanregung hineininterpretieren, letztendlich ist es aber natürlich die mordende Puppe selbst, die „Childs Play“ ausmacht. Chucky ist durchaus ein ikonischer Charakter, dessen Animatronics auch heute noch beeindrucken können.
„Childs Play“ ist gut gemacht, allerdings wirkt das Konzept gleichermaßen wie ein letzter, verzweifelter Versuch des Slasher-Genres irgendwie noch einmal etwas neues zu kreieren. Das würde funktionieren, wenn der Film die gruseligen Stärken seines Konzeptes wahrhaftig ausspielen würde und nicht stattdessen zu einem ungewollten Witz verkommen würde. Es gibt spaßige Szenen, „Childs Play“ ist aber unterm Strich wie eine Puppe, die man als Kind zum Geburtstag geschenkt bekommen hat: die kurze Faszination dieses neuen Produktes weicht schnell der Realisation wie einseitig es doch eigentlich ist und dass man lieber etwas anderes gewollt hätte – oder vielleicht bin ich auch einfach ein Sklave des Kapitalismus, wer weiß.
Punkte: 5/10